Im Rückblick glaub ich, sie war die missionalste Frau, die ich je gekannt habe.
Aber mehr dazu später.
Jetzt erst mal etwas aus ihrem Leben:
Es war kurz nach dem zweiten Weltkrieg, als man nichts kaufen konnte. Ich will einige der vielen Kranken besuchen und komme zu einem schwerkranken Mann. Er ist hungrig nach Liebe, nach innerer und äußerer Wärme. Beim Abschied gebe ich ihm das Versprechen: "Heute in acht Tagen bringe ich Ihnen einen warmen Pullover!"
Der Mann freut sich unbändig bei diesen Worten. Auf dem Rückweg treffe ich "meine" Bäckersfrau. "Wo waren sie denn?" fragt sie mich. "Kranke besuchen, und heute in acht Tagen bringe ich einem armen, alten Mann einen warmen Pullover."
"Sie haben aber doch keinen Pullover!" ruft sie aus. "Nein, aber mein Vater im Himmel hat einen Pullover bestimmt." Darauf die Geschäftsfrau: "Aber der lässt doch keine Pullover vom Himmel regnen! Dazu gehört schon viel Glauben!"
"Nein", erwiderte ich, "ein großer Gott gehört dazu, dem alle Pullover gehören!"
"Jetzt will ich aber wissen, wo sie den Pullover her bekommen! Wenn Sie Ihr Brot bei mir holen, dann frage ich aber. Das will ich wirklich wissen!", lacht sie laut.
Unterwegs bete ich: "Vater, die Frau lacht dich aus. Sie kennt dich nicht, aber du wirst mir den Pullover schon schenken, das weiß ich ganz genau. Der Mann friert, hat eine Staublunge. Er braucht dringend den warmen Pullover. Ich danke dir, Vater im Himmel, schon jetzt dafür."
Ich bin ganz ruhig, und weiß: Der Pullover kommt. Nach zwei Tagen gehe ich zum Bäckerladen und kaufe Brot. Natürlich fragt mich die Bäckersfrau: "Nun, haben Sie den Pullover schon?"
"Bis zum Donnerstag ganz bestimmt". Darauf greift sie unter den Ladentisch und holt einen warmen, dicken neuen Bleyle Pullover hervor. Ich nehme das Prachtstück in Empfang und raufe aus: "Vater, ein ganz neuer Pullover, und so schnell!"
Dann erzählt mir die Bäckersfrau folgendes: "Als ich Sie vor einigen Tagen im Zug traf, dachte ich: Die Berta Isselmann ist so verrückt und glaubt, dass Gott lässt Pullover vom Himmel regnen. Das muss ich meiner Schwester erzählen. Ich ging gar nicht erst nach Hause, sondern sofort zu meiner Schwester und erzählte ihr die Geschichte. Meine Schwester sagte: 'Ich habe meinem Sohn einen neuen Pullover besorgt,; aber er ist ihm viel zu dick. Und wenn in acht Tagen die Berta Brot bei dir holt, dann gibst du ihn der Berta für den alten, kranken Mann'".
Mir war klar: Der Pullover durfte dem jungen Mann nicht angenehm und passend sein; denn Gott hatte ihn schon längst für den Kranken bestimmt.
Ich wartete natürlich nicht erst bis zum Donnerstag, sondern rannte sofort zum Missionshaus der Mission für Süd-Ost-Europa und erzählte von der wunderbaren Gebetserhörung. Danach brachte ich den Pullover dem armen, kranken Mann, der ihn strahlend anzog: Einen Pullover vom Himmel.
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